Neulich beim Wandern auf einem schmalen Küstenpfad über dem Atlantik bei strahlendem Sonnenschein und spektakulärer Brandung, zwängte ich mich an einem Wanderer vorbei. Er war bepackt mit übervollem Rucksack, Zelt, Stöcken und dem Handy vorm Mund. Ich überholte ihn zweimal, weil er engagiert mit seinem Büro daheim telefonierte. Dabei wirkte er aufgebracht, war rot im Gesicht und gestikulierte verärgert. Den Anblick perfekter Wellen genoss er wohl kaum.
Später holte er mich ein und wir kamen ins Gespräch. Der Manager aus Amsterdam sprach gestresst und war in Eile, weil er sich ehrgeizige Etappenziele für seine Wanderung gesetzt hatte. Er betrachtete die Strecke als Projekt, das es zügig abzuarbeiten galt. Es tat mir leid, dass ihm die Fähigkeit zum Genießen im Hier und Jetzt fehlte.
Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, aber er machte mich nachdenklich. Für mich ist der Inbegriff von Urlaub, die Arbeit mal Arbeit sein zu lassen und sich den Luxus zu gönnen, nicht zu wissen, was am Arbeitsplatz gerade alles abläuft. Ist das nicht eigentlich der Sinn von Erholung?
Allen wünsche ich schöne erholsame Urlaubstage und, wie Astrid Lindgren formulierte, auch genügend „Zeit, um dazusitzen und vor sich hinzuschauen“. Das ist wohltuend, gesund und sinnvoll. Davon bin ich felsenfest überzeugt.
Mit herzlichen Sommergrüßen