Streicheleinheiten

Ein Drittel der Menschen können ihre Gefühle nicht bzw. nicht zutreffend einschätzen, sagt eine Studie. Bei angenehmen Gefühlen finde ich das unkritisch. Anders sehe ich das bei unreflektiertem Umgang mit Trauer, Angst, Scham und Wut in Form von Frust, Gereiztheit, Ungeduld, Langeweile, Widerwille, Rage, Enttäuschung etc.

Wir alle steuern bei diesen Gefühlen gegen, indem wir uns mit sogenannten Streicheleinheiten trösten. Das tun wir, meist unbewusst, um uns besser zu fühlen. Dabei greifen wir beispielsweise zu Essen oder zum Smartphone, um zu sehen, wer geschrieben hat oder was auf Instagram, TikTok und sonst wo gerade los ist.

Die Kunst besteht darin, sich immer wieder bewusst machen, wo wir uns diese Streicheleinheiten abholen – ob im persönlichen Kontakt oder nur über soziale Medien. Gehirnscans zeigen, dass allein das Symbol oder das Bling in unserem Chat-Eingang dafür sorgen, dass unser Belohnungszentrum Glückshormone ausschüttet. Das ist eine Reiz-Reaktionskette wie beim Pawlowschen Hund. Kurzfristig lenke ich mich damit von miesen Gefühlen ab, aber langfristig kann eine Sucht entstehen. Die Gefahr ist groß, durch diese Ablenkung die Chance zu verpassen, sich aktiv mit Negativem auseinanderzusetzen.

Mir erscheint wichtig, dass wir alles, was wir konsumieren, darauf untersuchen, ob es uns guttut. Sind es echte Streicheleinheiten, machen sie wirklich froh oder sind es nur Ablenkungsmanöver? Wie wäre es mit „Digital Detox“ zwischen 21:00 und 7:00 Uhr oder am Sonntag? Kursteilnehmer berichten, dass sie dann besser schlafen und sich entspannter fühlen.

Viele echte Streicheleinheiten wünsche ich uns allen für diesen Frühling!

Wir sehen uns im nächsten Seminar,

Herzliche Grüße

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